Eigentlich wollte ich…

Eigentlich wollte ich einen längeren Blog schreiben. Er sollte beginnen das ich gerade die Heerstraße lang gefahren bin und mir vorstellte wie sie wohl zerbombt aussieht. Dann sollte es weitergehen von den verschiedensten Status auf WA, oft beleidigend gegen geimpfte oder ungeimpfte, gegen Rechts und Antifa, mit Blumen und ohne Katzen, gegen die Wehrpflicht, für die Wehrpflicht. Ich wollte noch schreiben das fast jede Wahl, egal in welchem Land, egal auf welchem Kontinent fast 50% zu 50% ausgeht. Das die Welt noch nie so zerrissen war, noch nie so uneins, noch nie so ratlos. Vielleicht hätte ich noch geschrieben das die Aliens die unsere Welt als „TV- Show“ erschaffen haben gelangweilt sind und nun wieder auf „Null“ stellen wie 1347, 1914, 1939…so als Auflockerung wo es keine Auflockerung gibt. Die eigene Meinung ist Beton, die des anderen einfach falsch. Annäherung unmöglich. Aber eines hätte ich sicher noch geschrieben: Wenn wir nicht miteinander reden und voneinander lernen werden wir zusammen sterben.

Ebbe und Flut und M und M (Zwei Leben)

Bilder, ich weiß gar nicht wie viel und immer bin ich am sortieren.

Ordner Föhr.

Das Bild an dem ich immer erklärte: rechts der Arbeitsplatz, links die Dienstwohnung.

Aber die Gedanken kommen schnell zu M und M. Zwei Jungen die zu verschiedenen Zeiten „Meerzeit“ besuchten. Eine Kur die soziales Kompetenztraining als Hauptaugenmerk hatte und den Kindern und Jugendlichen einfach eine Auszeit von dem oft nicht so positiven Alltag zu geben. Die Geschichten von M und M waren Geschichten die niemand hören will. Wenn ich mich recht entsinne waren sie 15 und 13 Jahre als sie auf Föhr waren. Beide mit seelischen und körperlichen Narben, beide sehr zurückhaltend gegenüber diesem „alten Mann“. Aber Eis kann tauen.

Tat es.

Zwischen der Wahrheit und Fantasie, ein seelischer Ritt auf einer Mauer die bröckelte und zum Schluss war Vertrauen.

 Es fiel mir bei beiden schwer sie zu verabschieden, sie gingen wieder dahin wo sie herkamen und nie hinwollten.

 Das war 2020/21. sie sind jetzt also ca. 20 und 18 Jahre jung. Wie es ihnen wohl geht. Von einem der Jungs hab ich noch gehört das er die nächste Kur verlassen musste. Am Fenster stehend ziehen Gesichter an mir vorbei, die teilweise keinen Namen mehr haben. Schmerzlich wird mir bewusst das ich vielleicht nie erfahren werde was aus ihnen wurde.

 Ich hoffe das man in Hamburg sie beim Namen nennt und dabei lächelt.

 Der ältere der beiden hatte mir einen Abschiedsbrief geschrieben. Vor Jahren hab ich ihn schon mal gepostet aber heute passt er noch mal.

 Passt auf euch auf M und M.

Verletzt sein vs. Stasiakten

Ab und zu habe ich den Satz schon gehört: “Schau nicht in deine Stasiakten, dass willst du nicht wissen“. Ich habe mich auch viele Jahre darangehalten, schlafende Hunde soll man nicht wecken. Bis zu dem Tag an dem ich geweckt wurde.

Viel Zeit verbrachte ich in einer Jungen Gemeinde in Berlin Köpenick. Rückblickend eine gute Zeit mit einigen Momenten die dunkel sind. Aber fast alles, was Soziales betrifft, Gewaltfreiheit usw. bekam ich dort vermittelt. Die Freundschaften waren ehrlich und tief. Zu tief? Eine sehr wichtige eine sehr intensive Zeit.

Auf einer Internetseite fanden sich durch Zufall ein Freund von damals und ich. Erst war er völlig begeistert und wollte unbedingt ein Wiedersehen, dann zog er sich wieder zurück. Auf meine Frage warum, antwortete er das er nicht weiß, ob es gut wäre, da ja einige (meistens meine engsten Freunde) der Meinung sind das ich (ich) für die Staatssicherheit tätig war.

Etwas geschockt schrieb auch ich nicht mehr. War verletzt, ich habe die Freunde seit gut 30 Jahren nicht mehr gesehen und seit gut 30 Jahren leben sie mit dem Gedanken das ich für die Stasi tätig war und sie wohlmöglich angeschissen habe? Ein ekliges Gefühl und so falsch.

Was sich nicht leugnen lässt, dass ich innerhalb des Staatsapparates jemand gehabt haben musste der mich „beschützt“, aber ich suche seit langem und habe nicht gefunden wer es gewesen sein könnte. Aber nun wird es wichtig.

Eigentlich will ich nicht Wissen, doch ich will das andere Wissen.

Ich werde sie beantragen und euch berichten…

(Feier mit der Jungen Gemeinde ca. 1984)

Illusion Zeit

„Ja na klar, lass uns die Tage nochmal telefonieren und dann schauen wir wann wir Zeit finden uns zu sehen“

Sicher dauert es ein bisschen Zeit, bis die Trauer weicht. Zeit die man nicht hat. Zeit kommt und geht, schenkt und nimmt. Zeit ist liebevoll zerstörend und brutal liebevoll.

Ich glaube Zeit und Tod sind die 2 Dinge, über die wir versuchen am wenigsten nachzudenken. Damit meine ich nicht Zeit zu planen, sondern Zeit zu leben, Zeit zu sterben.

Gedankenspiralen über die Zeit: Kommst du heute nicht kommst du Morgen. Und was, wenn die Zeit heute zu Ende geht?

Plötzlich erkennt man das man Menschen zu wenig Beachtung geschenkt hat und anderen viel zu viel.

Man kann die Zeit nicht zurückdrehen, vorspulen bedingt.

Zeit spiegelt sich in den Erinnerungen. Also stehe auf, gehe zu den Menschen, die du magst, sammle mit ihnen Erinnerungen, ein lächeln ein nettes Wort oder finde die Zeit für dich auf verschneiten Wegen.

Ruhe – zu früh – in Erinnerung – in Frieden

Ich starre auf diesen Bildschirm, diese Seite, in der man Nachrichten eingibt. Oben links dein Profilbild, dein Name. Tippe einen Buchstaben und er erscheint, so wie ich es gewohnt bin, so wie ich es kenne. Ich lösche den Buchstaben wieder, drücke nicht auf Senden. Der Klos im Hals, ein Blick aus dem Fenster. Du hast immer schnell geantwortet. Solange bis es dir immer schwerer fiel.

Heute habe ich erfahren du wirst nie wieder antworten.

Damals in den 80igern, in Ostberlin haben wir gesagt, alt werden ist nichts für uns und so haben wir gelebt. Im „Rumba“: „Herbst in Peking“ „die anderen“ und vieles mehr gehört, selbst versucht Musik zu machen. Immer an der Grenze, meist darüber hinweggefegt. Gelebt ohne Verstand und dadurch das Leben verstanden. Zwischen Genie und Wahnsinn auf einem dünnen Balken balanciert. Dann hast du dich gefunden, ich mich verloren. Ich glaube nicht das ich heute der wäre der ich bin, wenn deine Tür nicht offen gewesen wäre, wo andere ihre verriegelt hatten.

Wir haben überlebt, wurden ruhiger, aber nie wirklich ruhig. Die Wege trennten sich, liefen nebenher, man wusste was der andere machte, oft auch dachte.

Ich starre auf diesen Bildschirm, diese Seite, in der man Nachrichten eingibt. Oben links dein Profilbild, dein Name. Tippe einen Buchstaben und er erscheint, so wie ich es gewohnt bin, so wie ich es kenne. Ich lösche den Buchstaben wieder, drücke nicht auf Senden. Den Kontakt löschen? Auf keinen Fall. Nicht vergessen wollen, können. Erst wenn man vergessen ist, ist man wirklich Tod.

Ich werde dich nicht vergessen. Ruhe in Frieden Rene S.

Machs gut alter Freund, seit fast 40 Jahren der erste Weg den wir nicht zusammen gehen können.

(es ist in den letzten Tagen nicht der einzige „alte“ Freund, der zu früh stirbt. Ruhe in Frieden Olaf)

10 Leben – ein Bild

Es gibt diese Sendung „Ein Leben in 10 Bildern“. Ein berühmter Mensch erhält dort anhand von 10 Bildern eine kleine Biographie. Auf meinem Bild sind 10 Leben. Es ist eines dieser Bilder die ich immer wieder hervorhole. Ein kleiner Schatz der Vorfahren. Und ihre Leben? Ich möchte mit Elisabeth beginnen, rechts unten. Warum mit ihr? Sie ist unbekannt man weiß nicht mehr als ihren Namen. Mich würde interessieren warum. Links daneben mein Uropa, Paul geb. 1869. Er war Bäckermeister und Straßenbahnfahrer.1942 ist er gestorben. Uroma Maria, Sie starb 1936 in Cottbus und wurde 66 Jahre. Ich hab einige Bilder von ihr, auf keinem lächelt sie, auf diesem ein wenig. Daneben Georg, ich weiß nicht wann er geboren wurde, wann gestorben, aber ich weiß er war Flugzeugmechaniker und mit Anna verheiratet. Hinter ihm der Sonnenschein der Familie: Hildegard, auch genannt die wilde Hilde oder die rote Hilde (wegen den Haaren?) war wohl immer gut gelaunt und keine Party ohne sie. 1908 wurde sie geboren und starb 1985 in Cottbus wo sie ihr ganzes Leben lang gelebt hat und passend eine uneheliche Tochter Eva Maria. Daneben Fritz, gefallen im 2. WK. Er hatte eine Frau und einen Sohn. Neben Fritz steht Otto, er ist 1899 geboren, hat 1929 Martha geheiratet. Sie hatten eine Tochter. Otto starb 1988 in Berlin. In Westberlin. Dann Helmut, er wurde nur 35, hatte Frau und Kind. Starb 1942, wahrscheinlich gefallen. Daneben Kurt, mein Opa. Nie kennengelernt da er schon 1956 verstarb, sehr krank. Gerade mal 58, oh genau wie ich heute. Er war Sattler von Beruf. 1938 hat er in Berlin Adlershof meine Oma Marie Agnes geheiratet. Zusammen hatten sie 2 Söhne. Einer war mein Vater. Und dann ist da noch Arnold, der Lieblingsonkel meines Vaters. Er war Drucker und Buchbinder, seine Frau hieß Charlotte, Lotte genannt. Er starb 1985 in Königs Wusterhausen.

Für den einen oder anderen mag es langweilig sein, für mich Geschichte, ein kleines Stück Weltgeschichte und vor allem meine Geschichte.

 

Mädchen aus Staßfurt

Verfangen in der Ahnenforschung durchstöbre ich die Bilder der Vergangenheit. Eines fällt heraus. Ich habe den Eindruck es fällt langsam, fällt auf die Vorderseite, auf der Rückseite lese ich 1982. Ich beuge mich runter, hebe es auf, drehe es um. Deinen Namen weiß ich nicht mehr, du warst 14 und ich 15.

Wir waren im Urlaub und unsere Eltern lernten sich kennen und verbrachten viel Zeit miteinander. Dadurch wir auch. Ich erinnre mich wie deine Haare rochen, wenn ich neben dir lief. Seltsam, ja ich schwärmte für dich. Wir waren viel zusammen, ohne zusammen zu sein. Nach dem Urlaub schrieben uns und irgendwann gestand ich dir das ich dich mag.

2 Jahre später besuchten meine Eltern, deine Eltern in Staßfurt. Es war im Herbst. Ich war mittlerweile 17 und du 16. Wir hatten uns verändert und ich erinnre mich an diese seltsame Stimmung zwischen uns in der Küche in diesem alten Haus in Staßfurt. Wir hatten nichts mehr gemeinsam und du einen Freund.

Heute bist du wahrscheinlich 56 Jahre. Ich kann mir nicht vorstellen das du noch in Staßfurt lebst. Egal wo wünsche ich dir Glück, Mädchen aus Staßfurt.

Und sonst so? III

Etwas Gedankenversunken, Menschen können so verletzen und in mittelalterlichen Dingen feststecken…Eigentlich müsste ich wütend sein, aber ich habe nur Mitleid für ein Häuflein „Nichts“… Aber zurück, es betraf ja auch nicht mich persönlich, aber Blut ist dicker als Wasser, auch wenn es nicht rein ist…Aber nun wirklich zurück, der Platz in der Bahn, auf der mein Schatten saß, bleibt immer öfter leer, war wieder in Berlin, diesen Menschen treffen, der in den letzten Monaten so wichtig geworden ist… Auf dem Dorffest konnte ich kurz ein Engel sein…Ich freue mich auf 3 Konzerte in den nächsten Wochen. Erst gehe ich zu „Die Art“ (ach was freue ich mich), dann geht es zu „MaidaVale“ (ach was freue ich mich) und dann zu „Sind“ (ach was freue ich mich)…Ein Bild geschickt bekommen, da waren Haare und Bart noch „schwarz“, wie lächerlich…Die Jugendlichen haben mir gezeigt, dass sie das Schloss an einem Tor zum Wald auf dem Gelände nicht gut fanden…am anderen Morgen fand ich es am Gitter zum Hauseingang…Und sonst so?…War Veränderung bei mir so oft laut und holperig, so ist sie gerade still und  fast schattenlos…….

Noch nicht getraut

Das ich viele Bilder gefunden, gesichtet, sortiert habe, darüber habe ich ja schon berichtet. In diesen Kisten, die ich durchsuchte, fand sich aber auch so manches andere……wie ein Walkman. Erstmal nichts Besonderes, denke viele haben noch ein alter Walkman irgendwo rumzuliegen. Aber als ich ihn öffnete, sah ich darin eine Kassette, die ich gleich erkannte. Mit Rot stand darauf „EIG“. Es war meine Abkürzung für diese Kassetten auf denen Lieder sind, die ich in den 80igern bis Mitte der 90iger geschrieben habe. (Ab Mitte der 90iger kein einziges mehr…seltsam). Einfach aufgenommen im Zimmer mit einem Mikrofon, teilweise auf Tonband (kennt ihr das noch???) und dann auf Kassette überspielt. Wie sie mir heute gefallen? Weiß ich nicht, ich habe mich noch nicht getraut in meine Vergangenheit hineinzuhören.